Was versteht man unter einer Nebenniereninsuffizienz?
Der Begriff “Nebenniereninsuffizienz” bezeichnet eine “Unterfunktion der Nebennieren”. Da die Nebenniere Hormone produziert, stellt man bei betroffenen Patienten im Laufe ihres Lebens häufig einen Mangel an Nebennierenhormonen fest. Durch die differenzierte Hormonbildung kann sich eine Unterfunktion der Nebennieren mit vielen unterschiedlichen Symptomen darstellen. Daher sollten Ärzte bei Patienten mit Schilddrüsenerkrankungen immer auch gleich die Nebennieren mit untersuchen. Stellt man fest, dass die Nebennieren geschwächt sind, sollten diese entsprechend behandelt werden.
Auf jede unserer Nieren befindet sich eine Nebenniere, die etwa die Größe einer Mandel hat. Anatomisch gesehen besteht die Nebenniere aus zwei getrennten Bereichen und zählt zu dem bedeutendsten Erfolgsorgan des menschlichen Stresshaushalts. Das Nebennierenmark erfüllt den inneren Bereich und produziert die Hormone Adrenalin, Noradrenalin und eine geringe Menge Dopamin als Reaktion auf akuten Stress, der vom Zentralnervensystem (ZNS) angekündigt wird. Der zweite äußere Bereich umfasst die Nebennierenrinde, die die drei Hormonarten Androgene, Glucocorticoide und Mineralocorticoide ausschüttet. Diese bilden sich aus dem Cholesterin, sind für das alltägliche Leben unverzichtbar und werden über den Tag verteilt in unterschiedlichen Mengen abgesondert.
Die Bildung von Stresshormonen, wie Cortisol und Adrenalin dienen der Steuerung des Blutdrucks, des Blutzuckerspiegels und des Salzgehalts im Blut. Über die Regulation des Salzgehaltes im Blut (gesteuert durch die Nebennierenrindenhormone Aldosteron und Cortisol) und des Blutzuckerspiegels (durch Cortisol) wird Flüssigkeit für den Körper gebunden. Das aus dem Nebennierenmark gebildete Adrenalin bewirkt über seine Wirkung an den Blutgefäßen einen Blutdruckanstieg. Eine Überfunktion der Nebenniere kann deshalb sehr leicht zu Bluthochdruck führen, eine Unterfunktion (Hypothyreose) hingegen zu niedrigen Blutdruckwerten mit Schwindel, “Schwarzwerden vor den Augen”, manchmal sogar “Ohnmachten” und Herzrasen.
Insbesondere haben die Hormone der Nebennierenrinde noch weitere Funktionen: Cortisol ist ein sehr lebenswichtiges Stresshormon und reguliert sehr viele Stoffwechselprozesse des Körpers. Es erhöht den Energielevel in jeder Körperzelle und beeinflusst den Blutzucker, das Immunsystem, den Eiweißstoffwechsel und den Knochenstoffwechsel. Erhöhte Blutzuckerwerte sind meist die Ursache von Überfunktion (Hyperthyreose), Heißhungerattacken, Schlaflosigkeit, Muskelschwäche, Knochenschwund (“Osteoporose”) sowie Infektionskrankheiten. Dagegen mündet eine Unterfunktion häufig zu niedrigen Blutzuckerspiegeln, Natriummangel und Übelkeit, oft ausgedehnter Müdigkeit, Erschöpfung, manchmal leichtes Frösteln oder Frieren oder auch zu Muskel-, Knochen- und Gelenkschmerzen. Häufiges nächtliches Wasserlassen werden von Patienten berichtet.
Neben den Stresshormonen Cortisol und Aldosteron bildet die Nebennierenrinde den Hormonvorläufer Dehydroepiandrosteron, kurz DHEA. Wissenschaftler untersuchten nicht alle Wirkungen dieses überlebenswichtigen Hormons.
Seit 1980 werden immer wieder Forschungsberichte über die positiven gesundheitlichen Funktionen, die DHEA im Körper bewirkt, verkündet. Studien zufolge wurde festgestellt, dass DHEA vor allem die Brustkrebsrate bei Frauen und Prostatakrebs, Osteoporose und Herzerkrankungen bei Männern abwendet. Das Steroidhormon DHEA lässt sich vorwiegend in den Nebennieren, im Gehirn, in der Haut sowie in den Hoden und Eierstöcken nachweisen. Gerade bei Teenagern findet man dieses Hormon im Überfluss.
Im zunehmenden Alter sinkt der DHEA-Spiegel. Ab dem sechsten Lebensjahr wird DHEA im Körper produziert und erreicht seinen Höchststand im Alter von 20 Jahren. Im Alter von Vierzig reduziert sich der Spiegel um knapp die Hälfte und fällt um weitere 10 bis 20 Prozent zwischen dem 60-sten und 80-sten Lebensjahr. Solch einen starken Hormonabfall findet man bei anderen Hormonen nicht. Mediziner bezeichnen diesen Abstieg als den biologischen Marker des Alterns. Inzwischen ist man sich einig, dass Menschen mit hohen DHEA-Werten eine sehr lange Lebenserwartung haben und das viele Alterserscheinungen durch einen Mangel an DHEA hervorgerufen werden.
Was leistet DHEA?
Forscher fanden heraus, dass eine zusätzliche Einnahme von DHEA das physische und psychische Wohlbefinden des Menschen erhöht. Patienten berichteten von einem Energieanstieg, gesteigerten Libido, erholsameren Schlaf, guter Laune und besserer Bewältigung von Stressfaktoren. Zusätzlich konnte nachgewiesen werden, dass DHEA das Gedächtnis verbesserte und Depressionen verringerte. Gleichzeitig unterstützte eine DHEA-Zufuhr das Immunsystem, half Körperfett zu reduzieren und konnte erfolgreich zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen, wie z. B. rheumatoider Arthritis, eingesetzt werden.
Wie erklärt sich die positive Wirkung?
Durch die DHEA-Rezeptorenwirkung wird der Spiegel der Wachstumshormone angehoben und entsprechend zu Testosteron abgebaut. Menschen mit hohem DHEA-Spiegel erkranken weniger oft an Parkinson und Alzheimer. Man vermutet, dass Frauen mit niedrigem DHEA-Spiegel häufig Krebs in der Prämenophase entwickeln. Ärzte sollten bei der Untersuchung daher auf den DHEA-S-Wert achten und nicht auf den reinen DHEA-Wert. Bei Männern, die DHEA einnehmen, empfiehlt sich die Konzentration des Östradiol-Spiegels. Dieser sollte nicht höher als 20 pg/ml betragen. Befinden sich die Östradiolwerte über 40 pg/ml, während ein Patient DHEA einnimmt, sollte die Dosis oder die Einnahmehäufigkeit verringert werden. Sind die Östrogen– und Testosteronwerte auffällig, empfiehlt man die Einnahme eines 7-keto-DHEA. Dieses natürliche Präparat ist rezeptfrei erhältlich und verhindert eine Umwandlung in Östrogen bzw. Testosteron. Empfohlen wird eine tägliche Dosierung von 100 mg.
DHEA und Stress
Menschen, die dauerhaft Stresssituationen (z. B. Piloten) ausgesetzt sind, weisen in der Regel einen niedrigen DHEA-Spiegel auf. Die Folge ist, dass die Leistungsfähigkeit der Nebennieren abnimmt und der DHEA-Spiegel somit absackt. Hier konnte man beobachten, dass bei diesen Personengruppen häufig Prostatakrebs auftrat. Ein anderer möglicher Grund könnten zu niedrige Progesteron-Werte sein. Menschen, die ständig Stress haben, neigen zu niedrigen Progesteron– und DHEA-Werten. Vor allem Frauen, die in ständiger Angst leben oder körperlich missbraucht werden, weisen niedrige bis Null-Werte auf. Gleichzeitig zeigten hier Laboruntersuchungen auch Symptome einer Östrogendominanz.
ANMERKUNG:
In diesem Zusammenhang weisen wir darauf hin, dass diese Empfehlungen keine Diagnostik oder ärztliche Behandlung ersetzen und auch keine individuellen Gesundheitsaussagen oder Heilversprechen treffen.
Autor: Marion Bunse, Ernährungs- und Gesundheitscoach, Redakteurin, Podcasterin
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